Dienstag, 2. Februar 2016

Starb #Hitler wirklich 1945 im Führerbunker?

Eine Reihe von Film-Dokumentationen und Sensationsgeschichten in Zeitungen ist die in der Überschrift formulierte Frage immer noch – unbeantwortet. Fast. Die Geschichte von Adolf Hitler, der sich im Führerbunker am 30.04.1945 umbrachte, ist die offizielle, recht einfache Version. Sie wird schnell komplizierter, wenn man sich die Details und Varianten anschaut.

Zumindest wird sie das, indem sich Zeugen widersprechen. Es gibt z.B. Fotos mit der Nachstellung von zwei alternativen Zeugen-Aussagen, diejenigen von Artur Axmann und Heinz Linge sowie jene von Otto Günsche:

 

 

Am 11.01.2010 berichtet "Der Spiegel" über Tonaufnahmen dieser zentralen Zeugen unter Eid. Sie entsprechen diesen Fotos.
Vor allem Günsches Erinnerung erweist sich als außerordentlich detailgenau. "Hitler saß auf einem Armsessel", berichtete der den Ermittlern. "Der Kopf hing über die rechte Schulter, die ebenfalls über die Lehne hing, die Hand schlaff herunterhängend. An der rechten Seite eine Einschussstelle." So folgt die bundesdeutsche Justiz schließlich seiner Beschreibung von der Beschaffenheit des Tatorts und der Verbrennung der Leichen Hitlers und Eva Brauns.
Die verbrannten Leichen wurden dann in Magdeburg begraben, später wieder ausgegraben und nach Moskau in Archive gebracht. Dort befinden sich heute ein angebliches Schädelteil und das Gebiss der Leiche Hitlers.

Diese etwas skurrile Form der Dokumentation gibt den Ablauf ausführlicher wieder:



Zur früheren Auffassung des sowjetischen Diktators Stalin ohne Kenntnis der angeblichen sterblichen Überreste nochmal "Der Spiegel":
Am Rande der Potsdamer Konferenz verkündete Josef Stalin im Juli 1945, er wisse nicht, wo Hitler sei; der besiegte Diktator befinde sich in Spanien oder Argentinien.
Die Tatort-Rekonstruktion stimmt nicht überein damit, dass anhand von Blutspuren auf dem Sofa argumentiert wird. Nach der offiziellen Version nach Günsche lag dort aber nur Eva Braun, die Zyankali genommen haben soll. Hitler soll sich nach Einnahme von Zyankali zudem ja noch erschossen haben. Blut müsste dann zum Sofa hinübergespritzt sein, was jedoch so nicht erklärt wird.

Der Kriminalbiologie Mark Benecke schildert seinen Besuch in dem Moskauer Archiv im Interview mit Alexander Kluge. Der Interviewer erwähnt
… Teile des Sofas, ja, blutbespritzt …
So wurden auch für diese Dokumentation Blutproben vom Sofa untersucht (ab 22:00 Min.):


Auf Anfrage teilt mir Mark Benecke mit, dass die von ihm genommenen Blutproben zu verunreinigt seien, als dass sie einen aussagekräftigen Test erlaubten. Das Gebiss hält er aufgrund von Vergleichen mit Röntgen-Fotos von Hitlers Arzt für sehr wahrscheinlich echt. Eine vollkommene Sicherheit könnten aber nur Gentests geben.

In der hier wiedergegebenen Doku von n-tv werden Gentests jedoch nicht vom Gebiss angefertigt (das in einem KGB-Archiv lagert), sondern nur von den Schädelresten aus einem staatlichen Archiv. Diese dürften auch aufgrund ihrer geringen Dicke und den relativ schwach zusammengewachsenen Nähten des Schädels nicht von Hitler stammen.

Auf der Ebene der Forensik bleibt also weiterhin eine Ungewissheit, solange nicht das Gebiss gentechnisch untersucht wurde. Die von einzelnen Autoren und Dokumentationen zitierten FBI-Akten, in denen ein Überleben Hitlers angenommen wird, sieht Sven Felix Kellerhoff ("Die Welt", 07.10.2015) wohl zu Recht als Gerüchte an.
Natürlich lassen sich Verschwörungstheoretiker wie Robert Baer von solchen Fakten nicht abhalten. Kein Indiz wird ihnen genügen, sie von ihrer vorgefassten Meinung abzubringen. Dabei war Hitler 1945 körperlich ein totales Wrack. Spätestens ab dem 22. April hatte er aufgegeben, war zum Selbstmord entschlossen – über den er bereits 1923 nach dem gescheiterten Putsch und Ende 1932 angesichts der drohenden Spaltung der NSDAP ernsthaft nachgedacht hatte.
Für Spekulationen, Hitler könnte überlebt haben, lassen die Fakten schlicht keinen Raum.
Nur ist es verwunderlich, dass man auf die beschriebene Weise nicht mit aller Konsequenz eine naturwissenschaftliche Gewissheit über diese Frage herstellen will. Vielleicht ist diese Ungewissheit auch erwünscht, obwohl diese letzte Episode im Leben Hitlers sich so zugetragen hat, wie uns berichtet wird.

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