Dabei beklagte sich die Naziführung schon beim Boykottaufruf vom 1. April 1933, als vor jedem jüdischen Geschäft und vor den Büros jüdischer Anwalts- und Arztpraxen SS- und SA-Männer Posten bezogen hatten, um die arische Kundschaft fernzuhalten, über „Protestkunden“, die nach dem Motto „nun erst recht“ die jüdischen Geschäfte verstärkt aufsuchten. „Das Volk ist gegen die Judenhetze“, lautete die Überschrift in einer Schrift, die 1936 in Paris erschien, wo es dann im Text weiter hieß: „Wie stark der Widerstand gegen die Pogromtreiber ist, kann man aus keiner Zeitung besser erkennen, als aus dem ‚Stürmer‘. Keine Nummer, in der nicht spaltenlang über ‚Judenknechte‘ geklagt wird.“ Arnold Zweig, ein jüdischer Schriftsteller, der nicht verwandt ist mit Stefan Zweig, schrieb über die Aktion am 1. April 1933: „An diesem Tage bewies das deutsche Volk zweierlei: erstens, dass es sich widerstandslos jeder Maßregel der neuen Macht fügen werde, zweitens aber, dass es bei all seiner Passivität in seiner Masse ein zivilisiertes, gerecht und billig empfindendes europäisches Volkswesen geblieben sei.“ Er schrieb „in seiner Masse“, nicht „einige wenige“.
Klaus Dreessen (2017): Hitler – wie lange noch? Eine Spurensuche auf dem Weg vom Heiligen Römischen Reich der Deutschen zum Deutschland von heute. Norderstedt, S. 464
Dienstag, 9. Oktober 2018
Klaus Dreessen: #Hitler – wie lange noch?
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