Montag, 25. Januar 2016

Schlüsselfigur Werner Best – #Genozid


Werner Best (1903-1989)
Bundesarchiv, Bild 183-B22627 /
CC-BY-SA 3.0
Erst Ulrich Herberts Biografie rief eine Person deutlicher in Erinnerung, die für das Dritte Reich eine eminente Bedeutung hatte – auch noch nach 1945, als Werner Best bei der Verteidigung von Angeklagten aus den Reihen der Nationalsozialisten tätig war. Best war ein Typus des Ideologen, der nicht in der vordersten Front der politischen Agitation tätig war, sondern für das Denken einer elitären Schicht innerhalb der Nazi-Administration umso symptomatischer ist. Er war bis 1942 unter Reinhard Heydrich im „Reichssicherheitshauptamt“ (RSHA) tätig. Best stand in seinem Denken dem Dezisionismus von Carl Schmitt nahe, indem er sein Handeln stets äußerst pragmatisch anpasste und nicht zwingend einer erklärten Leitidee folgte bzw. dieser Ausdruck gab. Gleichwohl stand für ihn ein Begriff des Nationalen an erster Stelle, d.h. eine unbedingte Behauptung staatlicher Interessen. Später waren es dann die Interessen der angeklagten Kriegsverbrecher, die Best durch Beratung vor Prozessen und Urteilen bewahrte oder diese herauszuzögern half. Mit äußerster ideologischer Schärfe vertrat er laut Ulrich Herbert die Überzeugung,
wonach auch die Vertreibung und Vernichtung ganzer Völker aus Einsicht in die historische und naturgesetzliche Notwendigkeit richtig und unvermeidlich gewesen sei. Verbrechen, die aus politischen und weltanschaulichen Gründen und mit Zustimmung der Staatsführung begangen wurden, seien daher keine Verbrechen, selbst wenn es sich um Völkermord handelte.
(S. 534)

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